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Mein erster Auftritt

oder:

Wie man mir die Trööötentöne beibrachte

von Werner Jansen

Ich pumpte meine Backen auf wie einen prall gefüllten Luftballon, hob die Lippen an das Mundstück des Jagdhorns und lauschte auf das Ergebnis meiner Anstrengungen – nichts.

Meine Güte, dachte ich, vielleicht bin ich ja kein geborener Käpt´n Hornblower, aber irgendwie muß das doch klappen, spitzte die Lippen noch einmal und stieß meinen Atem schon ziemlich mutlos heraus, siehe da – ein Ton.

Zugegeben: So richtig gut klang das nicht, eher so wie das entnervte Gequake einer Ente namens Donald Duck, aber Duke Ellington wurde wohl auch nicht mit einer Trompete an den Lippen geboren.

Was tun?! Ich brauche professionelle Hilfe, dachte ich. Einer, der sich auskennt und meinen flügellahmen Trötekünsten auf die Sprünge hilft. Ich dachte nach – lange, ganz lange und noch länger nach der bedächtigen Art meiner emsländischen Vorfahren, dann fiel der Groschen, vielleicht war es auch schon ein 10-Cent-Stück. Wie gesagt, ich hatte die zukunftsschwere Entscheidung ihrer gewichtigen Rolle wegen etwas länger abgewogen.

Glücklicherweise traf ich Antje, nicht het Meisje met de Klompen uit Holland, sondern die Frau mit der Tröte aus dem Ammerland. Antje brachte mir bei, was ich wissen mußte und nahm mich mit zur Jagdhornbläsergruppe Ammerland.

Ein bißchen Bammel hatte ich schon. Die Hornisten werden sich bestimmt die Ohren zuhalten und mich sofort wieder rauswerfen, wenn sie hören, was ich so dem Horn entlocke, überlegte ich, wo sich doch zuhause sofort alles verkriecht, wenn ich zum Instrument greife – nein, schlimmer noch, der Hund jammert zum Steinerweichen und meine Frau … na ja, der hatte ich in großer Weisheit schon mal eine Schachtel mit Ohrstöpseln zum Geburtstag geschenkt. Meint sie doch, meine Tonkünste seien so grauenvoll, ich könnte das Wild im wahrsten Sinne des Wortes totblasen.

Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und mir vor, zur Not nur die Töne zu blasen, die ich beherrschte (also eigentlich keinen). Am ersten Übungsabend hatte ich Schwein: Darauf gab einer einen aus und schon war ich mittendrin. Es fing an, mir richtig Spaß zu machen, als zum ersten Mal ein einigermaßen hörbarer Hunderuf aus meinem Horn kam – der Hund kam allerdings nicht. Der legte den Kopf schief, schob die Schnauze in die Luft und jaulte sein eigenes Halali.

Inzwischen blase ich das eine oder andere Stück ohne Kaugummi mit Wiedererkennungswert und durfte sogar am Landeswettbewerb im Jagdhornblasen in Springe teilnehmen, mit Erfolg: Unsere Gruppe erreichte immerhin 734 Punkte.

Vielleicht wird aus dem horrible ja doch noch ein honorable Hornblower …